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FOTOAUSSTELLUNG
Der Fluch des Karpaten-Goldes
Im rumänischen Siebenbürgen, im Apusenigebirge, ruht großer Reichtum: Das fast schon sprichwörtliche „Gold der Karpaten“. Über den Abbau des funkelnden Edelmetalls entspinnt sich ein heftiger Konflikt. Der Fotograf Martin Fejér hat das Abbaugebiet der geplanten Goldmine in den vergangenen zwei Jahren mehrmals besucht. Einige seiner Bilder stellte er für das Eurasische Magazin zu einer kleinen Fotoausstellung zusammen.
Von Martin Fejer
EM 11-04 · 29.11.2004

Goldabbau in den Karpaten: Für die einen bedeutet er die Verheißung des lange ersehnten Wohlstandes, für die anderen die Zerstörung einer jahrtausendealten Kulturlandschaft. Stein des Anstoßes ist die Geschäftsidee von Gabriel Resources. Die kanadische Bergbaufirma will rund um das traditionsreiche Goldgräberstädtchen Rosia Montana das größte Goldbergwerk Europas errichten. Innerhalb von siebzehn Jahren sollen 300 Tonnen Gold und 2.100 Tonnen Silber abgebaut werden.

Die Gegner des extensiven Goldabbaus in Rosia Montana prangern an, daß dieser die Umsiedlung der über zweitausend Einwohner von Rosia Montana und auch von benachbarten Dörfern erfordern würde. Das angrenzende Gebirgstal solle mit Schwermetallschlacke und hochgiftigen Zyanid-Abwässern verfüllt werden, die beim Herauslösen des Goldes zurückbleiben und die Flüsse der ganzen Region bedrohen würden. Ein drittes Argument der Gegner lautet: Fast der gesamte Gewinn, den der Goldabbau einbrächte, flösse direkt ab ins Ausland. Die Einheimischen gingen mehrheitlich leer aus und sollten dafür auch noch ihre Heimat aufgeben müssen.

Geradezu wahnwitzig sei das Vorhaben von Gabriel Resources, schimpft der Fotograf Martin Fejér. Von verantwortungsloser Profitgier getrieben, wolle das Unternehmen ganze Berge einer traumhaften Landschaft abtragen, Tausende von Einheimischen umsiedeln und unersetzbare archäologische Reichtümer auslöschen.

Fejér ist weit gereist. Für seine Fotografien durchstreifte er große Teile Osteuropas und des Balkans. Das Skanderbeg-Nationaldenkmal im albanischen Tirana setzte er mit seiner Kamera ebenso in Szene, wie die schwer bepackten Verladekräne im Ostseehafen von Tallin. Seine Reisen führten ihn nach Bulgarien und Serbien, Rußland und in die Ukraine. Die Reiselust sog der Fotograf bereits mit dem Fläschchen auf. Sie ist eine Art Vermächtnis seiner Eltern, einem Ungar n und einer Lettin, die gemeinsam mit ihrem Sohn in Schweden und der BRD lebten.

Fejér leitet die Bildagentur Ostphoto (http://www.ostphoto.de/) mit Sitz in Berlin. Seit 1998 unterhält er außerdem ein Zweitbüro in Budapest. Die Donaukapitale sei ideal für seine Arbeit, schwärmt der Fotograf. Westlich genug, um auf eine gut funktionierende Infrastruktur zurückgreifen zu können, gleichzeitig aber so weit östlich, daß er in wenigen Stunden in den Zentren Osteuropas sein kann. Schließlich soll Ostphoto ja zu einer Institution für Bilder aus Osteuropa werden.

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Hinweis: Weitere Informationen zum Streit über den Goldabbau um Rosia Montana finden Sie auf der Netzseite der Projektgegner (http://www.rosiamontana.org/), sowie in einem Beitrag des Schweizer Nachrichtenmagazin Facts.

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Das Haus der alten Frau steht genau dort, wo der 160 m hohe Staudamm des riesigen Cyanidsees das enge Tal absperren soll
 
Dorfschlosser bei der Arbeit in ihrer Metallwerkstatt
 
Ähnlich wie diese vor der Schließung stehende Kupfermine werden die geplanten Gold-Tagebaue ganze Täler und Berge der Karpaten verschwinden lassen
 
Das gesamte Tal mit dem antiken Karpatenort Rosia Montana (Alburnus Major) soll weggebaggert werden (vorn eines der traditionellen Holzhaeuser)
 
Alte Frau in ihrem traditionellen Bergmannshaus
 
Die umstrittene kanadische Bergbaufirma "Gabriel Resources" verspricht der Bevölkerung eine Umsiedlung in moderne Fertighäuser (am Balkon die rumänische Flagge)
 
Der junge orthodoxe Priester in seiner Dorfkirche
 
Das gesamte Tal mit dem antiken Karpatenort Rosia Montana (Alburnus Major) soll weggebaggert werden - noch spielen die Kinder
 
Das Erz aus der alten staatlichen Goldmine bei Rosia Montana läuft auf Foerderbändern in die verrottete Bearbeitungsanlage im Tal.
 
Verrottete Buntmetallhuetten (Erz aus dem Kupferbergwerk von Rosia Poieni)
- vorne das Nationalauto "Dacia", eine Renault 12 - Lizenz
 
Die Reste des einstmals prächtigen alten Bergbaumuseums
 
Volksfest "Tag des Bergmanns" mit Nationalfarben
 
Alte Maenner vor der maroden Buntmettalhütte
 
Zentrale der Bergbaugesellschaft "Rosia Montana Gold Corporation S.A.", Tochter der kanadischen "Gabriel Resources"
 
Eine der Kirchen im historischen Teil des Städtchens, das wohl komplett weggebaggert werden würde
 
Gold-Tagebau der staatlichen Firma MINVEST, die jetzt mehrheitlich der "Rosia Montana Gold Corporation" gehört:
Maschinenführer bei der Pause (hinten Minenwässer)
 
Felszerkleinerer bei der Arbeit mit Lastwagen
 
See mit giftigen Minenwässern
 
Stephanie Roth, schweizerisch-franzoesische Koordinatorin der oppositionellen NGO "Alburnus Major" über dem Rosia-Tal, das fast komplett abgetragen werden soll
 
Bergbauer des Cornatales, das komplett mit Cyanid- und Schwermetallschlacke verfüllt werden soll, beim Nachdenken über seine Zukunft
 
Sabin Yurca, 42, Bergbauer des Cornatales, das komplett mit Cyanid- und Schwermetallschlacke verfüllt werden soll, beim Gespräch über seine Zukunft
 
Umsiedlungswillige alte Bergbauern des Cornatales
 
Bergbauer des Cornatales
 
Gheorghe Jorja, 80, umsiedlungswilliger alter Bergbauer des Cornatales
 
Alter Mann vor Abraumhalde der Trennanlage des Gold-Tagebaus von Rosia Montana
 
Bürgermeister Virgil Nartisa von der postkommunistischen PSD am Amtstisch mit Flaggen
 
Eugen David (rechts), Vorsitzender der oppositionellen NGO "Alburnus Major", mit Großfamilie vor einem Stall seines Hofes im Rosia-Tal, das fast komplett abgetragen werden soll
 
Schlackensee der Kupfermine von Rosia Poiana:
das verzweigte Tal ist mit einem fast 100 m hohen Damm abgeschnitten und komplett mit Schwermetallschlacke von der Kupfertrennanlage verfüllt worden - Blick vom Damm
 
Anwohner treiben weiter Vieh- und Landwirtschaft - Kühe auf dem Heimweg
 
Mihai Marius und Cosmina Balea mit ihren Töchtern - die Familie hat sich von der "Rosia Montana Gold Corporation" nach Cimpeni umsiedeln lassen
 
Alle Bilder © 2004 Ostphoto.

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